Gesundheit und Patriarchat
Es liegt im Wesen des Patriarchats alles voneinander zu trennen, zu isolieren und die Verbindungen allein Seins zu negieren. Die moderne, westliche Wissenschaft erwächst ebenfalls dieser Logik alles voneinander getrennt betrachten zu können, und leitete somit einen folgenreichen Wechsel in der Medizin ein. Das komplexe, aus den alltäglichen Lebensumständen und Erfahrungen entstandene Verständnis von Gesundheit wurde zerstückelt und reduziert auf einen Körper, der wie eine Maschine betrachtet wurde. Körper, Geist und Seele wurden nicht länger als Einheit gedacht.
Als das Wissen vorher noch in den Händen der Bevölkerung lag, wurde es ihr entrissen und unter die Kontrolle der Herrschenden gestellt. War Heilwissen vorher Jahrtausend altes Erfahrungswissen, musste nun alles messbar, kategorisierbar und im Experiment wiederholbar werden. Wo vorher Gebärende von erfahrenen Hebammen begleitet wurden, starben nun etliche Frauen im Wochenbett, da es den neuen männlichen Ärzten an grundlegendem Wissen fehlte, und sowohl Kirche als Staat ein wachsendes Interesse an einem Zugriff auf den so kategorisierten „weiblichen“ Körper hatten.
Die Zerstückelung, Einteilung und Hierarchisierung reichen aber schon länger zurück als die Entstehung der positivistischen Wissenschaft in der Neuzeit. Das dualistische Weltbild des Patriarchats, das alles in Herrschaftsverhältnisse zueinander einteilt, ist schon viel, viel älter: Einteilungen in Gut und Böse, in schwarz und weiß, Körper und Geist, Denken und Fühlen, Mensch und Natur, Frau und Mann, bei denen das eine immer höhergestellt wird als das andere. Dabei wird der wichtigste Aspekt übersehen: Alles hat einen Ursprung und eine Quelle, und darin liegt die umfassende Gemeinsamkeit. Wir sprechen von Mutternatur.
Diese patriarchale Logik hat sich tief in uns alle eingebrannt. Die Logik alles getrennt voneinander zu betrachten, hat unser Fühlen, Denken, Wahrnehmen und Handeln geprägt.Was uns verbindet
Unser aller Wohlbefinden, und damit auch unsere Gesundheit können wir entgegen dem patriarchalen Verständnis aber vielmehr als ein Wechselspiel zwischen uns und unserer Umwelt (Menschen, Tiere, Pflanzen, Erde, Wasser usw.) begreifen. Heilung im Innern kann nicht ohne Heilung im Äußeren stattfinden und andersherum. Wir sollten lernen (wieder) Verantwortung für unsere Gesundheit sowie unsere direkte Umwelt zu übernehmen, und mehr darauf vertrauen, dass Veränderungen in uns, in unserem Denken, Handeln und Fühlen bereits Auswirkungen auf die Welt um uns herum haben.
Wie können wir lernen diese Verbindung zwischen allem Lebendigen zu verstehen und vor allem wieder zu fühlen? Was für Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten ergeben sich daraus für uns? Wie können wir die tiefen Kluften zwischen uns und allem uns Umgebenden überbrücken? Denn das patriarchale, alles voneinander trennende Gesellschaftssystem steht einer Heilung und jedem Leben im Wege.
Eben diese Verbindungen zueinander, und zu dem was uns umgibt, sind es, die uns dazu bringen, aus tiefstem Herzen aufeinander aufzupassen. Das hält uns davon ab andere auszubeuten und gibt uns die Möglichkeit, zu den nötigen Mitteln zu greifen, um die Lebendigkeit in all ihren Formen zu ermöglichen und nötigenfalls zu verteidigen. Deshalb ist Heilung immer auch Teil von Widerstand und Widerstand Teil von Heilung.Radikale Heilpflanzenkunde
Radikal kommt von Radix, d.h. Wurzel. Radikale Heilpflanzenkunde will das Verständnis von Heilung und Gesundheit und auch von den Pflanzen ausweiten und vertiefen. Sie will bis zu den Wurzeln gehen; was prägt eigentlich unser Gesundheitsverständnis, unsere Wahrnehmung, unsere Denk- und Handelsweisen?
Radikale Heilpflanzenkunde soll uns selbst ermächtigen, uns die Fähigkeiten vermitteln uns besser kennen zu lernen und zu verstehen, und vor allem uns selbst zu heilen. Sie will Wissen behüten, teilen, weiterentwickeln und ausprobieren. Sie will erforschen wie Gesundheit durch das Patriarchat geprägt wird, wo Zusammenhänge bestehen zwischen unserer Körperwahrnehmung und dieser kapitalistischen Gesellschaft. Und sie will Gesundheit und Widerstand zusammen denken.
In nächster Zeit werden hier unter der Rubrik AMARGÎ deshalb Rezepte und Ideen zum selber ausprobieren und anwenden geteilt. Das Wort Amargî ist Sumerisch, eine Sprache, die vor ca. 5000 Jahren in Mesopotamien gesprochen wurde. Es wurde als Ausdruck für das Verlangen nach Freiheit verwendet, denn es bedeutet zugleich „Rückkehr zur Mutter“ als auch „Freiheit“. Zurück zur Mutter heißt für uns auch zurück zur Natur, zu Mutternatur. Diese Rubrik wird für uns junge Frauen eine Möglichkeit sein uns von den schädlichen Produkten der kapitalistischen Moderne zu entfernen, und unsere eigenen Alternativen einzusetzen.———————————
Rezepte:
1-Gänsefingerkraut bei Neigung zu Menstruationskrämpfen
Das Gänsefingerkraut ist die Entkrampfungspflanze schlechthin. Es hilft bei Krämpfen im Magen, der Gebärmutter, Blase und Darm. Die Wurzel wird bei Durchfall eingesetzt.
Unter den Fingerkräutern ist es die Verbreitetste.
Es wächst auf Weiden, an Wegrändern, im Wald, sogar an Straßenrändern, auf Ödland und an Schuttplätzen. Die Blätter sind dunkelgrün und unterseits silbrig behaart.
Traditionell wird das Kraut genutzt, indem es in Milch gekocht wird. Das weist darauf hin, dass es schon den keltischen und germanischen Stämmen bekannt war, die allgemein Heilkräuter gern in Milch kochten. Auch von den Babyloniern und Assyrern ist bekannt, dass sie Gänsefingerkraut in Milch aufkochten.2-Silbermilch
1 Handvoll Gänsefingerkraut
Ca. 250 – 300ml Milch oder Pflanzenmilch, falls nicht vorhanden geht auch WasserHierfür wird eine Handvoll frisches oder getrocknetes Gänsefingerkraut auf eine große Tasse Milch oder Pflanzenmilch in einen Topf gegeben und langsam erwärmt. Bei geringer Hitze wird es etwa 10 Minuten ausgezogen und anschließend ausgesiebt – aber Vorsicht! Bitte nicht kochen lassen. Das gekochte Kraut könnt ihr anschließend zusätzlich äußerlich auf die krampfenden Bereiche legen.
Trinkt die Milch schluckweise je nach eurem Bedarf. Bei wiederkehrenden Krämpfen könnt ihr sie auch schon präventiv ab der zweiten Zyklushälfte trinken.
Bei einigen Menschen kann es sein, dass sich eine Art Toleranz entwickelt. Dann solltet ihr die Pflanze mit anderen Anwendungen abwechseln, sodass sie nicht bei jedem Zyklus zum Einsatz kommt.
Es sind keine Nebenwirkungen bekannt.Xwebûn
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