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Şehîd

Sterne der Revolution

Sterne der Revolution

Wenn ich ihre Bilder betrachte, ihr schattenloses Lachen, was sich vor mir auf dem Zeitungsblatt wölbt und auf dem Bildschirm erstrahlt, spüre ich noch immer den Schmerz sie nicht volkommen erfassen zu können. Vielleicht geht es uns allen so, es fühlt sich an, als würde immer etwas fehlen. Im Herzen stapeln sich Bilder und in den Ohren verschmelzen die Lieder, die sie in allen Höhen und Tiefen singen. Wir sind vergänglich. Wie tief wir auch graben, die Vergänglichkeit der Zeit lässt sich nicht untergraben. Doch je mehr wir teilen, je mehr wir die in unseren Gedächtnissen gespeicherte Bilder, Gedanken und Gefühle teilen und zugänglich machen, desto mehr werden sie. Und es sind bereits Tausende. Hundert Tausende die im Kampf für die Freiheit aufbrachen, ausbrachen, aufflammten und zum ewigen Feuer der Menschenwürde wurden.

Um den Spuren der Gefallenen zu folgen, wagen wir uns an das, was die schönsten sowie auch die schwierigsten Gefühle in sich birgt. Manchen scheint es, als wäre die Wahrheit der Gefallenen in einem tiefen Teich aus Schmerz verborgen und unauffindbar, doch wenn wir in die Wellen ihrer Stimmfarben tauchen, spüren wir das aus jeder Freundin und jedem Freund das Leben sprudelt. Diejenigen, die das in Trauer versetzt, betrauern das Leben anstatt es zu leben. Den Spuren der Heldinnen und Helden dieses Kampfes zu folgen, sie zu suchen, versetzt mich in große Aufregung. Wo anfangen? Ihr Wesen wird niemand auf Papier fangen können. Wenn unsere GenossInnen nicht sterben, dann werden sie durch die Spuren, die sie hinterlassen haben und unsere Erinnerung an sie unsterblich. Die Chance Persönlichkeiten wie Sehîd kennenzulernen, hatten vielleicht nicht viele von uns, aber ihre Person zeigt sich in dem was sie für uns eröffnet haben; sie öffneten uns die Türen in den Frauen Freiheitskampf.

Berfîn Rêbaz

Die Genossin Berfîn Rêbaz wuchs in einer widerständigen Familie in Silêmanî auf. Von klein auf spürte Hevala Berfîn, dass ihr Umfeld von der Macht-Krankheit des Kapitalismus verseucht ist, in der die Freiheit der Frau täglich, wie von hungrigen Löwen angegriffen wird. Die Werte der Menschlichkeit  zu verkaufen, war Hevala Berfîn stets zuwider. Besonders gegen das System, was der Kapitalismus versuchte und ımmer noch versucht in  Südkurdistan zu errichten, spürte Hevala Berfîn tiefe Verabscheuung. In ihr floss die Wahrheitssuche, wie das reine Wasser des Trigris. Sie spürte wie das Gift der Kapitalistischen Moderne versuchte auch in ihre Adern zu dringen, doch was Heval Berfîn von so vielen jungen Frauen unterscheidet, ist das sie den Zweifeln des Systems keinen Platz gab. Sie ließ nicht zu, vergiftet zu werden. Sie suchte den Kampf in der Partei, sie versuchte bereits 2012 sich anzuschließen. Da sie damals keine Möglichkeit sah zu den FreundInnen zu kommen, führte sie weiter innerhalb des Systems ihren Kampf. Die Gewalt gegen Frauen, die Hevala Berfîn erlebte, die hässlichen Augen, die Frauen klein sehen, die Ohren, die ihr nicht zuhören, gegen all das versuchte Heval Berfîn sich zu wehren. Als Kurdin spürte sie immer, dass niemand KurdInnen von allein ernst nimmt. Die Verachtung die sie in ihrer Kindheit und Jugend zu spüren bekam, machten ihren Charakter umso stärker. Wenn Hevala Berfîn die Gerîla aus der Ferne in Videos und Bildern sah, hallte in ihr der Ausruf der Freiheit wider. Dass Frauen – die einst als heilige Göttinnen verehrt wurden- heute als wertlos gesehen werden, konnte Hevala Berfîn nie akzeptieren. 2015 schloss sie sich der Freiheitsbewegung an. Den Wert einer Frau, den Wert eines Menschen, der Gesellschaft zu verteidigen, brachte Hevala Berfîn auf die Freien Berge Kurdistans. Nachdem Hevala Berfîn beitrat, entwickelte sie sich auf allen Ebenen, denn sie wurde davon getrieben, alle Frauenmorde auf dieser Welt zu rächen und als freie Frau für alle zum Vorbild zu werden. Ihre Verbundenheit zur Natur drückt Hevala Berfîn auch in ihrer Stimme aus. Eine Stimme, die uns ihren Charakter enthüllt: so rein und klar, entschlossen und innig. Wenn Hevala Berfîn singt, hallen die Stimmen von Şehîd Hozan Mizgîn und Şehîd Delîla wider. Das Sprudeln der kulturellen Revolution gehört zum Leben der Gerîla und das kam in Hevala Berfîns Stimme zum Ausdruck.

Wenn Hevala Berfîn von etwas überzeugt war, so zeigte sich das all ihrer Gestik und Mimik. Ihre Haltung macht eine jede Frau stolz, Frau zu sein. Denn so herzlich, voller Stärke und natürlich zugleich, enthüllen nur die Kämpferinnen der PAJK und PKK die Wahrheit des Frauseins. Wenn Hevala Berfîn über Rêber APO spricht, schimmert in ihren dunkelbraunen Augen die Hoffnung und Lösungskraft eines im Frühling erblühenden Kirschbaumes. Als südkurdische Millitantin war es Hevala Berfîns Ziel die Isolation auf Imrali sowohl physisch einzureißen, als auch die Versuche des Feindes- Menschen psychologisch zu isolieren- zu brechen. So schloss Hevala Berfîn die militärische Ausbildung zur Zeit der „Modernen Gerîla“ ab und ging zwischen 2016 bis 2018 in die Praxis nach Zap. Ihr Erfolg in der Praxis offenbarte ihre Entschlossenheit und die Würde einer freien Kurdin. Danach ging Hevala Berfîn nach Garê und nahm an der Militärischen Akademie „Şehîd Bêrîtan” teil. In dieser Bildung entwickelte sie sich zur Kommandantin. Nach dieser Bildung fühlte sie sich in allen Diskussionen und im Leben noch mehr für die Linie der Frauenfreiheit und die Freiheit Rêber APOs verantwortlich. Ihre Teilnahme war so selbstlos und entschlossen, dass sie in Metîna eine vorreitende Rolle in der Phase vom Cenga Xabûrê einnahm. Am 11. Juni 2022 wurde Hevala Berfîn in Metîna im Kampf gegen den Faschismus unsterblich. Hevala Berfîn rief die Jugend immer dazu auf, endlich ihre Kraft zu erkennen. Wenn Jugendliche etwas machen, so sollten sie es in voller Entschlossenheit tun und wahre Entschlossenheit finden wir im Freiheitskampf. Şehîd Berfîn ist zu einem Beispiel für alle jungen Frauen, zum Modell der schönen, zur freien Frau geworden. Denn ohne Widerstand gibt es uns nicht.

Şehîd Sara Agirî Serhildan

Auch die Genossin Sara wuchs in der Region Kurdistans auf, in der der Freiheitskampf zu einer grossen Kraft wurde; Serhed. Sie wurde in Agirî geboren und wuchs in einer kämpferischen Familie auf, die in der Umgebung von Giyadin lebte und, wie so viele kurdische Familien durch den türkischen Faschismus in Armut gezwungen wurden. So kam Hevala Sara bereits in ihrer frühen Kindheit Angesicht an Angesicht mit dem ausbeuterischen System, was sich an den kurdischen Kindern und Frauen festkrallt und sie abnagt. Doch Hevala Sara kämpfte von Anfang an, unter allen Umständen, gegen das Koloniale System, was besonders in Bakurê Kurdistan versucht Kurdisch Sein zur Qual zu machen. Doch wo ein Wille, wie der von Hevala Sara ist, da gibt es mindestens einen Weg. So ging sie einen beachtlich steilen Weg; sie arbeitete sich bis zur Universität hoch und begann ein Elektronikerinnen-Studium an der Universität in Agirî. Dort begegnete sie der Bewegung zum ersten Mal in organisierter Form. Ihre Begeisterung und Neugier führten sie immer näher an der Feuer der Freiheitsbewegung. Ein Jahr vor ihrem Abschluss wurde sie festgenommen und zu drei Jahren verurteilt. Kein Gefängnis, kein faschistischer Staat und keine Folter konnte den Drahtenen Willen der Genossin Sara brechen. Ganz im Gegenteil, im Gefängnis von Erzîrom entwicklete Hevala Sara, wie so viele sich, sich auf ein höchst ideologisches Niveau und kam ihrer Essenz als  Freie Frau immer näher. Wenn Hevala Sara über ein Freies Leben sprach, dann sprach sie stets von der Philosophie von Rêber APO und der Frage, wie sie zu einer selbstlosen Millitantin werden würde. Ihre natürliche, widerständige und vollkommen entschlossene Ausstrahlung wurde Eins mit dem Fluss der Freiheitsbewegung. Nach dem sie über drei Jahre Widerstand im Gefängnis geleistet hatte, wurde Hevala Sara 2015 freigelassen. Damit wurde ihr geladener Kampfgeist zu Hunderten. Hevala Sara Agirî Serhildan spielte eine führende Rolle in den Frauen- und Jugendarbeiten in Amed, Riha und Instanbul. Und so schloss sich Hevala Sara 2016 der Reihen der Freiheitsguerilla an. Ihr Jugendgeist wurde vor allem durch ihre fürsorgliche, dynamische und selbstlose Art deutlich. In den Freien Bergen war Hevala Sara zunächst innerhalb der Strukturen der Jugendorganisation Komelên Ciwan. Sie half stets neuen Genossinnen und Genossen, gab ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiter und bildete sich selbst auch immer weiter. Sie wurde zu einer Kämpferin der PAJK und PKK. Sie wurde zu einer Sara. Sie wurde zum Kampfgeist selbst. Auf den Freien Bergen Kurdistans entwickelte sie sich sowohl ideologisch, als auch militärisch auf allen Ebenen weiter, um gegen den Feind erfolgreich zu sein. Hevala Sara appellierte stets an die Jugend und die Frauen Kurdistans auf, ihr Schicksal endlich selbst in die Hand zu nehmen. Ihr Lachen erinnert uns an unser Versprechen, Şehîd Sara nicht einmal, nicht zweimal, sondern tausendfach zu rächen und ihre Waffe zu heben.

Şehîd Namirin!

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