Filmrezension: Harriet Tubman

– Redation der Xwebûn

Das Biopic erzählt von Harriet Tubman – einer Frau, die als Sklavin in den Norden Amerikas flieht, als sie verkauft werden soll. Dort beschließt sie zurückzukehren, um der sogenannten ‚Underground Railroad‘, einem Netzwerk, welches SklavInnen half, in den Norden zu fliehen, den Weg zu bereiten. Durch ihren starken Willen und ihren Mut befreite sie unter dem Decknamen »Moses« etliche SklavInnen. Sie wurde zur größten Angst von Sklavenhaltern und zu einer Legende, die Hoffnung auf ein freies Leben für SklavInnen schuf.

Diese vielseitige Geschichte wird im Hollywoodfilm in kurzen anderthalb Stunden gezeigt, wodurch all die Schwierigkeiten, die sie erlebte und all ihre Emotionen bedauerlicherweise zu kurz kommen. Es mangelt vor allem an der Darstellung ihres schwierigen Rückwegs – es wirkt als sei diese gefährliche Reise wie eine kurze Fahrt in die Nachbarstadt. Tatsächlich ist es sogar enttäuschend, wie wenig von den eigentlichen Befreiungsaktionen zu sehen ist.

Man muss sich deshalb vorstellen, wie unendlich viel Mut und Kraft es kostet, als Frau, die sich nie frei und außerhalb von Grenzen bewegt hat, wieder freiwillig zurück in eine Stadt zu gehen, in der sie so viel Leid erlitten hat. Das braucht eine große eigene Kraft und es kommt nicht alles, wie der Film es uns erzählen will, von Gottes Hand. Gott war, wie auch im Film angemerkt, „der beste Freund der Sklaven”. Eintreffende Vorhersagen aus göttlichen Visionen jedoch so darzustellen, erinnert an einen Werbefilm für die christliche Kirche. Übrigens wirkt die Missionierung der aus Afrika stammenden SklavInnen bis heute in viele Schwarzen Gemeinden der USA hinein. Hier wird auch ein bisschen an der wahren Begebenheit gespielt, um den Film als aufregender zu verkaufen. Da spielt natürlich auch die Filmindustrie Hollywoods mit. Hollywood nutzt eben das, was sich besser für sie verkauft. Dafür ändern sie teils die Geschichte, wenn die eigentliche Geschichte sich nicht so gut verkaufen lässt. Deshalb wurde auch Vieles in diesem Film erfunden, wie Gideon, der Sohn des Farmherren, der einen Gegner für die Freiheitskämpferin spielt. Da fragt man sich echt, ob die eigentliche Geschichte von der Heldin Harriet, die Hunderte von SklavInnen befreit hat, den Hollywood-Filmemachern zu „unspektakulär” war und zu sehr von den banalen Hollywood Drehbüchern abweicht? Die Filmemacher wollten zuerst auch keine schwarze Frau als Harriet darstellen, sondern eine Weiße. Was für ein Widerspruch.

Es geht doch um den Kampf gegen die weiße Vorherrschaftsmentalität.

Dennoch zeigt uns die Geschichte von Harriet, die hier von Aisha Hinds gespielt wird, dass es große Mühen und damit auch Opfer braucht, um frei zu sein. Daher können wir insgesamt sagen, dass es ein sehenswerter Film ist, dem die Darstellung der weißen Herrschaftsmentalität gelungen ist. Auch als ihr die Flucht nach Philadelphia gelingt, lässt sich Harriet durch das Leben dort nicht täuschen und will erst aufhören zu kämpfen, wenn alle SklavInnen befreit sind. Wir sehen deutlich, dass Freiheit nichts Individuelles ist. Sie befreite Person um Person und wurde zu einer unaufhaltbaren Kraft, die Hoffnungen in den Menschen geschaffen hat. Genau diese Widerstandsgeschichte sollte in die Welt getragen werden.